Grundsätze meiner Arbeitsweise

Integrität und Integration

Das Ziel einer jeden Körpertherapie sollte die Bewahrung oder Wiederherstellung der Integrität des Menschen und die seines Körpers sein. Als Körperintegrität (von lat. integrare: heil, unversehrt machen, ergänzen) oder körperliche Unversehrtheit wird in der Wissenschaft die ungestörte Funktionsweise eines biologischen Organismus bezeichnet.

Vor der Annahme, dass die Fähigkeit zu unserer Gesundheit in uns selber steckt, ist die Entfaltung der bestmöglichen Integrität die Voraussetzung, um Gesundheit möglich zu machen. Wenn Körperteile verletzt oder erkrankt sind, sollten sie so gut wie möglich in die Gesamtheit des Organismus integriert werden. Denn dort heilen sie in Ausübung ihrer Funktion und als Teil des Ganzen am besten.

Auf die therapeutische Arbeit am Patienten bezogen heißt das, sich den gesamten Menschen anzusehen. Seine Beeinträchtigung in der Gesamtheit seines Organismus zu sehen und auf die Wechselwirkung zu achten. Dementsprechend vollzieht sich die Behandlung vom Lokalen zum Globalen, also vom verletzten oder erkrankten Körperteil zum Gesamtorganismus und umgekehrt.

Auch der Patient erlebt so, wie das eine mit dem anderen zusammenhängt. Er spürt die größere Durchlässigkeit und Belebung des gesamten Körpers und nicht nur des verletzten Körperteils. 

Physiologie und Homöostase

Physiologie ist die Lehre von den normalen Lebensvorgängen in den Zellen, Geweben und Organen aller Lebewesen; sie bezieht das Zusammenwirken aller physikalischen, chemischen und biochemischen Vorgänge im gesamten Organismus in ihre Betrachtung ein. Homöostase bezeichnet die Aufrechterhaltung eines Gleichgewichtszustandes eines offenen dynamischen Systems durch einen internen regelnden Prozess, wie z.B. die Regelung des Kreislaufs, der Körpertemperatur, des pH-Wertes, des Wasser- und Elektrolythaushaltes oder die Steuerung des Hormonhaushaltes.

Beide Prinzipien sind sowohl Grundlagen meiner Arbeit als auch Ziel meiner therapeutischen Behandlungsweise. 

Angemessenheit des Kontaktes

Dem Körper einen Rahmen geben, sich selbst zu regulieren

Als ich Mitte der 90er Jahre die Ausbildung zum Manualtherapeuten gemacht habe, hob Klaus Eder, mein Ausbilder und Chef meiner „Gesellenjahre“, zwei Behandlungsweisen als besonders innovativ und effizient hervor: die Triggerpunktbehandlungen und die myofaszialen Techniken. Der Therapeut gibt dem Körper mit beiden Techniken einen Rahmen, innerhalb dessen der Organismus selbst eine regenerierende Reaktion vollzieht. Voraussetzung dafür ist der angemessene Kontakt der Hände des Therapeuten am Körper des Patienten. Erst dadurch kann die Physis die heilende Reaktion vollziehen.

Der Quantensprung innerhalb der Physiotherapie liegt nun darin, nicht zu machen, sondern geschehen zu lassen. Denn das rein mechanistische Prinzip ist nicht immer angemessen. Dazu kommt eine Veränderung im Selbstverständnis von Therapeuten, sich nicht als „Macher“ zu verstehen, sondern dem Heilungsprozess des Körpers mit Demut zu begegnen.

Dabei muss auch berücksichtigt werden, ob es sich um ein akutes oder chronisches Leiden handelt, aber auch Alter und Geschlecht des Patienten sind wichtige Faktoren.

Den Menschen in sein Leben stellen

Das Wirken der Schwerkraft als Grundlage der Gesundheit

Der Mensch ist Leben im Schwerkraftfeld der Erde. Ein Leben im Wasser oder im Weltall ist letztendlich für ihn nicht möglich.

Es gibt zwei mögliche Ebenen für uns: die Horizontale, also das Liegen, und die Vertikale, das Gehen, Stehen und Sitzen. Im Liegen regenerieren wir, im Sitzen, Stehen und Gehen findet das Leben statt. Der Bewegungsapparat, die Eingeweide und das Nervensystem sind in ihrer gemeinsamen Funktion auf die Vertikale und die Wirkung der Schwerkraft angewiesen. Deswegen muss Ziel einer jeden Behandlung sein, dass die Schwerkraft im Körper frei zur Entfaltung kommt. Wenn dies gelingt, führe ich den Patienten am Ende der Behandlung über die Seitlage und den Sitz bis in den aufrechten Stand und stelle ihn so wieder in sein Leben. 

Körperwahrnehmung

Meine erste Ausbildung erhielt ich von 1986-88 an der Dore-Jacobs-Berufsfachschule für Bewegungspädagogik in Essen. Dore Jacobs (1894-1979) war eine Bewegungspädagogin und die Gründerin der Bundesschule für Körperbildung und rhythmische Erziehung, der Vorgängereinrichtung des heutigen Dore-Jacobs-Berufskollegs. Sie verfolgte in der Volkshochschulbewegung zu Beginn des letzten Jahrhunderts das Ziel, Frauen aus Arbeiterfamilien einen vertieften Zugang zu ihrem Körperbewusstsein zu verschaffen. Frauen sollten über eine klarere Wahrnehmung dessen, was gesund für sie selbst ist, mehr Verantwortung auch für die Gesundheit ihrer Familien übernehmen können.

Körperwahrnehmung hilft uns zu erkennen, was uns gut tut und was uns nicht gut tut. Deshalb arbeite ich gern mit dem „Werkzeug“ Körperwahrnehmung bei den Menschen, die dafür offen sind. Immer wieder kann ich dabei erleben, wie effektiv dieses Hilfsmittel für die Entfaltung einer nachhaltigen Gesundheit ist und wie meine Patienten dadurch langfristig Kompetenz für ihre eigene Gesundheit entwickeln.

Grundsätze Arbeitsweise Klaus Helge Schwarz Heilpraktiker Physiotherapie